15.04.2017
Karsamstag
Jetzt hat es ihn doch erwischt. Dabei hatte er sich solche Mühe gegeben, nicht erkannt zu werden. Aber diese eine Frau erinnerte sich offensichtlich an ihn.
Der gehört auch zu den anderen da, hatte sie gerufen.
Und er, Petrus, tut ganz erstaunt.
Wer? Ich? Ich bin gar nicht von hier! Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Und dann versucht Petrus, ganz still sich davon zu stehlen.
Noch zwei Mal passiert ihm das. Seine Angst macht ihn überzeugend: Ihr verwechselt mich!
Ganz schnell versucht er, in der Menge unterzutauchen. Von fern kräht ein Hahn.
So hatte es ihm Jesus vorhergesagt. Geradezu wütend hatte Petrus widersprochen:
Ich doch nicht! Ich bin zu allem bereit und wenn Du willst, sterbe ich für dich!
So vollmundig hatte Petrus geantwortet.
Jetzt aber bricht er zusammen. In einer stillen Ecke sitzt Petrus und weint.
Ich mag Petrus. Weil er nicht perfekt ist. Weil er alles stehen und liegen lässt, als er Jesus begegnet. Weil er begeisterungsfähig ist und weil er ein Versager ist, als es darauf ankommt.
Erst viel später wird Petrus zu dem, was Jesus von Anfang an in ihm sieht. Die Kirche beginnt mit ihm. Nicht triumphal und machtvoll, sondern überzeugend und ehrlich. So muss Kirche sein.
So wünsche ich mir Kirche auch heute.
Damit grüßt aus Dessau
Joachim Liebig