Angedacht, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

23.05.2017
Kreativ verschieden und verbunden

Der 23. Mai gilt als Verfassungstag. In Bonn wurde 1949 an diesem Tag feierlich das Grundgesetz verabschiedet. Es sollte zunächst provisorisch gelten, um eine spätere Vereinigung mit der DDR nicht auszuschließen. Die Militärgouverneure forderten die westdeutschen Bundespräsidenten auf, auf dieser Grundlage eine Verfassung zu erarbeiten. Heute teilen wir Grundgesetz und Verfassung in ganz Deutschland.
Grundgesetz und Verfassung statt Leitkultur. Gut reformatorisch ist das. Denn Verschiedenheit muss keine Angst machen. Das gilt in unserem Land. Als sich in der Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, die ersten Italiener ansiedelten, hieß es: Spaghettifresser. Das war als Schimpfwort gemeint, nach dem Motto, so essen WIR nicht - heute sind Spaghetti aus dem Speiseplan in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Als die ersten Türken kamen hieß es: Knoblauchfresser, WIR riechen anders. Heute essen fast alle gern Knoblauch.
Ist doch toll, dass Deutschland sich so vielfältig entwickelt hat! Was waren die sechziger Jahre verstaubt und förmlich mit Tanzstunde und Krawattenpflicht. Ein Mädchen sollte bei der Begrüßung einen Knicks machen, ein Junge einen Diener – dahin will doch wohl niemand zurück, oder?
Egal, woher jemand kommt oder welche Tradition er mitbringt: Wichtig ist, dass wir uns auf dem Boden der Verfassung treffen.
Und das gilt auch in der Kirche. Eine Einheitskirche fände ich genauso langweilig wie eine Einheitspartei. Wir können das Reformationsjubiläum dieses Jahr ökumenisch feiern, weil wir wissen: Wir sind verschieden auf kreative Weise. Aber der christliche Glaube verbindet uns.
Einen guten Tag wünscht Ihnen Margot Käßmann, Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar