06.02.2020
Mutig sein
Ich war noch jung 1989.
Pfarrerin und Mitglied in der Bundessynode.
Das Parlament der Evangelischen Kirchen in der DDR.
Ich war Vorsitzende des Berichtsausschusses.
Der Ausschuss, der die Vorlagen für die politisch brisanten Fragen bearbeitete.
Und die waren 1989/90 ja wirklich spannend.
Kluge Männer, versierte Leute in diesem Ausschuss.
Bekannte Namen für die Westpresse.
Aber ich war die Vorsitzende.
Ich musste den Mund aufmachen und nicht schweigen.
Da brauchte es bei mir viel Mut.
Viele waren noch ängstlich, auch in der Kirche.
Eine kleine Geschichte beim Propheten Jeremia
hat mir damals geholfen.
Jeremia sprach: „Das Wort des Herrn erging an mich.
Ich wählte dich aus zum Propheten über die Völker.
Ich aber antwortete: Ach Herr! Herr! Ich tauge nicht zu predigen, ich bin zu jung!
Da sprach der Herr:
Sage nicht: Ich bin zu jung!
Sondern geh, wohin ich dich sende
Und predige, was ich dir gebiete!
Fürchte dich nicht vor ihnen,
denn ich bin bei dir und werde dich bewahren.“
Ich mag diese Geschichte sehr.
Jeremia ist wirklich kein:
Hoppla-hier-bin-ich-Typ.
Er hinterfragt sich, ist oft sehr unsicher.
Aber er tut Gottes Willen.
Er geht zu den Menschen und tut, was Gott von ihm erwartet.
Mir machte dies immer Mut,
bis heute, auch dreißig Jahre älter.
Einfach zu den Menschen gehen und tun,
was Gott uns zutraut.
Er kennt dich und mich.
Und er mutet uns schon nicht mehr zu,
als wir auch tun können.
Einen mutigen Tag wünscht Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg