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03.01.2020
Neidköpfe sind hässlich

Ganz in der Nähe des Alten Marktes in Magdeburg gibt es einen Durchgang zur Buttergasse. Da sind alte Hauszeichen angebracht. Sie wurden aus den Trümmern der Stadt nach 1945 geborgen. Auf den Hausschildern längst vergangener Gebäude finde ich da ein Einhorn und eine goldene Sonne. Ich sehe einen Raben, einen Löwen, ein Lamm und sogar einen Pelikan - und dann fällt mein Blick auf einen Kopf. Der ist gewiss kein Porträt eines wohlhabenden Bürgers des mittelalterlichen Magdeburg. Es ist eher eine Fratze. Ein sogenannter Neidkopf. An alten Häusern kann man heute noch solche Neidköpfe entdecken. Sie sollten Inhaber der reichen Bürgerhäuser vor neidischen Blicken bewahren.

Meist waren die Neidköpfe nach Westen ausgerichtet. Denn im Westen geht die Sonne unter. Von daher kommt die Nacht, die Finsternis, das Böse. Jeden, der am Haus vorbeikommt, schauen die Neidköpfe grimmig an. Sie machen keine Unterschiede.

Der Aberglaube an die bösen Nachtgeister ist längst verschwunden. Doch der Neid verschwindet nicht. Und auch nicht die Angst um das, was man besitzt. Und dann schaut man vielleicht grimmig. Zur Abschreckung, wie eine mittelalterliche Neidfratze. Oder redet schlecht. Die Kommentare im Internet sind voll von solchen Neidfratzen.

Es ist ja richtig, aufmerksam zu sein. Aber es ist falsch, alle und jeden finster anzublicken: „Weil der was Böses im Schilde führen könnte. Weil die aus dem Westen oder dem Süden kommt...“

Ich kann allen die Neid-Fratze zur Begrüßung hinhalten. Es geht aber auch anders. Ich halte mir selbst und allen anderen die Sonne hin. Das ist auch viel gesünder. Und ich sage: Die Sonne möge dir scheinen, Fremder.
Ja, Sonnenherz statt Neidkopf!

 

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg

 


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