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06.09.2024
Null-Euro-Tour

Es klingelt an der Tür. Da stehen 20 Jugendliche mit Rucksäcken. Sie sind auf der Null-Euro-Tour, sagen sie. Montag sind sie losgelaufen, ohne Quartier, ganz bewusst ohne Geld. Sie haben nicht mal Handys dabei.

Sie bitten um einen Raum zum Schlafen für eine Nacht und etwas zu Essen und zu Trinken. Holla! Gut, dass wir einige Tüten Reis und Ketchup im Haus haben.

Aber sie bieten ihre Hilfe an. Immerhin 20 Paar Hände, die ein paar Stunden lang irgendwas wuppen können. Kein schlechtes Angebot.

Das Konzept ist schon alt. Vor ca. 2.000 Jahren schickte Jesus seine Jünger los mit den Worten: „Steckt kein Geld ein. Wenn ihr arbeitet, wird man euch auch versorgen. Klopft bei den Leuten und sucht jemanden, der es wert ist, euch aufzunehmen.“

Die Null-Euro-Tour setzt eine Menge Gottvertrauen voraus. Es gibt keine Sicherheit. Nur eine große Folie, die notfalls als Regendach dient.

Die Jugendlichen lernen Vertrauen. Sie werden mutiger, wenn sie bei Fremden fragen. Sie erfahren, dass es nur das zu essen gibt, was man ihnen schenkt, und auch, dass man nicht immer ganz satt wird.

Doch am Ende der Tour sind alle sehr dankbar. Für Menschen, denen sie begegnet sind. Für Hilfe, die sie erfahren und gegeben haben. Für Brombeeren und Kirschen am Weg – und wie sie füreinander da waren, wenn der Rucksack gedrückt hat. Sie sind dankbar für wunderbare Momente am Abend in der Gemeinschaft und sogar für die Erfahrung ein paar Tage ohne Handy zu leben.

Und ich bin dankbar für eine gemähte Wiese, für viele ausgeschlafene Gesichter am Morgen und wünsche den Jugendlichen Gottes Segen für ihren neuen Pilgertag mit Null Euro.

Als sie weg sind, frage ich mich allerdings, ob ich den Mut hätte, einfach so loszugehen.

 

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg 


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