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24.03.2025
Oskar Romero

Es geschah mitten im Gottesdienst. Der Priester hatte seine Predigt beendet und wollte die Feier vor dem Altar fortsetzen, da streckt ihn eine Kugel nieder. Der Priester stirbt. Es ist der 24. März 1980. Sein Name ist Óscar Romero. 
Lange Zeit war Óscar nicht besonders politisch. Mit seinen sechs Geschwistern wächst er in den Bergen El Salvadors auf. Der Wunsch nach höherer Bildung führt ihn erst ins Internat, dann ins Priesterseminar. Er wird Priester; er wird Bischof. Und er spürt: Raushalten ist nicht. In Mittelamerika verbünden sich in jenen Jahren die Reichen mit den Militärs und knechten die Bevölkerung. Wer widerspricht, verschwindet; Tausende für immer.  
Óscar Romero protestiert. Er kann nicht anders. Denn Gott ist parteiisch, für die Armen. „Er stößt die Mächtigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“ So steht es in der Bibel; so beten es Katholiken Tag für Tag. Und so macht die Zeit Óscar Romero zu einem, der er nie geglaubt hatte, zu werden. Was es dafür braucht? Das Herz am rechten Fleck!  
Dass das kein gutes Ende haben würde, hat Romero vermutlich geahnt. „Mich kann man töten“, sagte er immer wieder, „nicht aber die Stimme der Gerechtigkeit.“ 
Es kommt, wie es kommen muss. Am 24. März erschießt ein Scherge der Militärjunta Óscar Romero. Im Gottesdienst. Sein Tod ist ein Ende, sein Tod ist ein Anfang. Er bringt das Fass zum Überlaufen und in El Salvador beginnt ein Bürgerkrieg. Denn es gibt keinen Frieden ohne Freiheit und Gerechtigkeit. Damit auch wir hier das verstehen, bevor uns Freiheit und Gerechtigkeit abhanden kommen, dafür gibt es den „Internationalen Tag für das Recht auf Wahrheit über schwere Menschenrechtsverletzungen und für die Würde der Opfer“. Dieser Tag ist heute.  

Conrad Krannich, Halle


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