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10.04.2021
Ostern im Sommer

Es gibt Ostern mitten im Sommer. Ich habe es als 7jährige erlebt und diesen Film in meinem Kopf gespeichert. Ein Hoffnungsfilm forever.

Ich war sieben, gerade in die Schule gekommen. Plötzlich schlich der Tod um mich herum. Ich konnte nicht mehr essen, wurde dünner und kraftloser. Mit einer lebensbedrohlichen Lebererkrankung wurde ich in ein fernes Bezirkskrankenhaus gebracht. Isolierstation. Drei ewige Monate weg vom Dorf, weg von Eltern und Geschwistern. Nicht aufstehen, nicht toben. Immer Diät und keinerlei Süßigkeiten. Niemand betete mit mir am Abend.

Wenn die autolosen Eltern selten kamen, winkten sie lediglich unbeholfen durch die Glastür. Alles wie tot. Eingemauert. Meine stärkste Einsamkeitserfahrung in der Kindheit. 

Aber dann kam Ostern mitten im Sommer. Ich durfte nach Hause. Noch nicht in die Schule aber viel an die frische Luft. Das war genau meins. Und da ich so gern kletterte, hangelte ich mich eines Tages in unserem Garten hoch in einen Haselnussbaum. Er roch nach Abenteuer. Und als ich da so hockte, mich in seinen Zweigen barg, fand ich in einer Astmulde noch ein buntes, gefülltes Metallosterei, das meine drei Schwestern im Frühjahr wohl nicht gefunden hatten. Ich griff danach und öffnete es mit großer Ehrfurcht. Schokolade! Fast ein halbes Jahr hatte ich keinerlei Süßes anrühren dürfen. Aber jetzt, jetzt aß ich das kleine Schokoladenei feierlich. Ich aß es als ein Versprechen fürs Leben. Gabriele Herbst , Pfarrerin aus Magdeburg


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