01.04.2024
Osterspaziergang
Wir fuhren mit dem Zug von Magdeburg nach Eisennach.
Neun Konfirmanden und ich.
Die Wartburg und das Lutherhaus waren unser Ziel.
Draußen zog die herrliche Frühlingslandschaft an uns vorbei.
Sagt einer der Jungs zu mir:
„Ich muss heute Mittag wieder fahren, ich habe noch Hausaufgaben zu machen.“
Ich protestiere, wir fahren zusammen mit dem Wochenendticket, das wird schwierig.
Was er denn für Aufgaben noch zu machen hätte, frage ich.
„Den Osterspaziergang von Goethe auswendig lernen, und dazu brauche ich richtig lange.“ meint er.
Den müssen doch alle lernen, dachte ich bei mir.
Schon kam die peinliche Frage an mich: Können Sie den noch auswendig?
Mit leichtem Stottern und zwei kleinen Fehlern funktionierte es noch.
Aber längst hatten sie im Internet den Text alle vor der Nase.
Da machte ich den Vorschlag. Lernen wir es gemeinsam: dann könnt ihr es gleich.
Bis Erfurt schafft Ihr es locker. Es ging wie von selbst.
Den Jugendlichen hat es richtig Spaß gemacht und sie haben sich gegenseitig angespornt. In Sömmerda war es schon geschafft.
Beim Aussteigen drehte sich der Mann vor mir um und sagte: Wie haben sie das nur gemacht? Ich bin Lehrer, mir ist sowas nie gelungen.
Meine Antwort war: mit Freude an der Gemeinschaft. Die anderen wollten auch, dass wir alle gemeinsam den ganzen Tag miteinander verbringen.
Ja, ich denke, wir haben auf dieser Fahrt einfach ein Stück Ostern gelebt:
Gemeinsam mit Fröhlichkeit und dem Blick nach vorn leben.
Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg