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01.07.2022
Point Moitessier

Es gibt Punkte, da weiß man, dass man es nicht schafft.

Es gibt Punkte, da hat man die Nase voll.

Es gibt den Point of no Return – den Moment, wo man nicht mehr umkehren kann.

Und es gibt den Point Moitessier.

Bernard Moitessier war ein erfahrener Segler. Man hatte ihn überredet an einem aufwändigen Wettsegeln teilzunehmen. Ziel war die Einhand-Weltumseglung ohne Stopp. Nur wenige Segler kamen dafür überhaupt in Frage. Bernard Moitessier startete am 22. August 1968. Nach siebeneinhalb Monaten hatte er einen Großteil der Strecke hinter sich, fast 40.000 Seemeilen non stopp.

Doch Bernard zweifelte schon eine Weile am Sinn der Unternehmung. Er wollte sich weder nach einem Sieg vereinnahmen - noch nach einem Misserfolg verdammen lassen. Eigentlich wollte er nur seinen Frieden haben. Natürlich hätte er sich mit der Siegesprämie irgendwo auf eine Südseeinsel zurückziehen können, aber den Preis kassieren und verduften – das wollte er auch nicht.

Später schrieb er darüber: „Ich kann die falschen Götter des Westens nicht mehr ertragen. Wie die Spinnen liegen sie stets auf der Lauer, um unsere Seelen zu zerfressen, unser Mark auszusaugen.“

So änderte er am 10. April 1969 seinen Kurs und fuhr direkt in die Südsee nach Tahiti. Er war ausgestiegen aus dem Wettkampf.

Der Point Moitessier ist der Punkt, an dem man ohne praktischen Anlass aufgibt, nur aufgrund einer inneren Einsicht.

Finden wir den Point Moitessier wenn wir an unsere Lage denken? Oder fahren wir immer weiter auf dem Großsegler Erde ohne Einsicht, dass wir den Kurs ändern müssen?

 

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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