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23.07.2018
Red, was wahr ist

„Worte sind wie Küchenmesser.“ sagt der Fernsehmoderator und Schauspieler Dieter Moor. „Man kann mit ihnen ein Festessen für Freunde anrichten oder ein Gemetzel.“ Und er berichtet von Wortkreationen die uns aufregen sollten, die sich aber kaum beachtet in unsere Sprache einschleichen. Vom „Shuttleservice nach Europa“ wird da geredet - dabei ist diese Flucht übers Wasser für Hunderte Heimatloser die direkte Fähre in den Tod.  Von Ankerzentren redet die Politik - und man assoziiert einen niedlichen Yachthafen mit weißen Segeln. Aber es geht um Flüchtlingslager. Da tönt es „Asyltourismus“ aus dem Mund von Bundestagsabgeordneten, aber es hat nichts von Hotel mit Frühstück und Sightseeing im Reisebus. Von 6 Menschen, die in Libyen übers Mittelmeer starten, überleben nur 5 die Reise.

Es gibt da nichts schönzureden. Nicht über die Zukunftslosigkeit in den Herkunftsländern. Nicht über die Skrupellosigkeit der Schlepper, auch nicht über die Integrationsprobleme in Europa. Es gibt aber auch nichts schönzureden über die Todesgefahren und Ängste der Flüchtenden.

Der Sprachkrebs wuchert nicht nur in den schmuddeligen rechten Ecken, er zieht sich schon längst wie Metastasen durch Ohren und Münder mitten unter uns.

Lassen wir uns nicht anstecken! Achten wir darauf, dass wir von Kindern sprechen, von Männern und Frauen. Es ist kein Stückgut, dass da über Bord geht. Es sind Seelen und schlagende Herzen. Reden wir von Menschen! Und widersprechen wir denen, die uns manipulieren wollen mit Worten, die die Realität verkleistern und die Wahrheit übertünchen.

Martin Luther hat es in einem Satz gesagt:

„Iss, was gar ist,

trink, was klar ist,

red, was wahr ist.“

Mehr Worte braucht es nicht.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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