13.10.2023
Scheitern als Chance
Trommelwirbel. Das Publikum schaut gebannt in die Zirkuskuppel. Dort wird sich gleich Gina in einem gewagten Salto mortale hinab in die Tiefe stürzen, um sich von ihrem Partner im Flug auffangen zu lassen. Wird es klappen?
Oh, Gina rutscht ab und kann sich gerade noch abfangen. Das Publikum schreit. Die Spannung steigt auf den Siedepunkt.
Noch einmal schwingt sich Gina auf das Trapez. Wird es ihr jetzt gelingen?
Ein Zirkusfreund verrät mir: die ganz großen Profis bauen solches Scheitern mit ein. Mindestens einmal, meist öfter, muss etwas schief gehen. Denn niemand will eine perfekt funktionierende Show. Dann könnte man sich ja Roboter anschauen. Nein. Man will mitzittern, das Risiko spüren.
Wenn du mal scheiterst mit deinen Plänen, dann gehört das dazu. Weil wir alle durch unser Scheitern viel lernen über uns selbst und die Situation. Dann können wir neue Ideen und Kräfte entwickeln.
Mögen manche sich heimlich ins Fäustchen lachen – aber es gibt so viele, die ganz bei dir sind, bei deinen Versuchen und deinem Mut, doch noch einmal von vorn anzufangen.
Der Extrembergsteiger Reinhold Messner hat es selbst erlebt. Er sagt rückblickend: „Gelernt habe ich beim Scheitern“.
Das Leben ist kein Zirkus, aber das Scheitern gehört dazu. Manchmal ist Scheitern sogar der Auftakt für einen großen Triumph. Doch vor allem ist er ein nötiger Schritt auf dem eigenen Weg.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg
