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22.01.2025
Stoßlüften

„Kannst du das nochmal wiederholen?“ sage ich - völlig überrascht und auch ein bisschen überfordert. Was hatte der Junge gerade gesagt?

Wir stehen in der Kirche, ich erkläre gerade, was hier was ist. Gerade war ich bei der Kanzel, und hatte gesagt, dass ich hier sonntags drauf stehe und predige, also den Leuten etwas für ihr Leben mitgebe. Hoffentlich. Und alle, die zuhören, dürfen sich nehmen, was für sie passt. Und da sagt er: „Predigthören ist wie den Kopf durchlüften.“

Ganz langsam bekomme ich seine Worte für mich sortiert und eingeordnet. Und je länger ich über sie nachdenke, desto mehr gefallen sie mir. Vielleicht liegt es ja auch an meinem Beruf, aber ich verliebe mich relativ oft in Sätze, die mir begegnen. Weil sie etwas so gut auf den Punkt bringen, oder eine Pointe ganz lange und geschickt hinauszögern. Und manchmal auch, weil ich sie zweimal lesen muss, um sie ganz verstehen zu können. Und genau so geht es mir mit dem Satz, den der Junge mit den strubbeligen blonden Haaren gerade gesagt hat. Predigt hören ist also sowas wie den Kopf durzuchlüften?! Und sofort schießen mir hundert Assoziationen dazu durch den Kopf, die dieses Bild total stimmig erscheinen lassen. Stoßlüften gegen die Schimmelbildung im Kopf. Luftaustausch für besseres Raumklima. Ja, ich bin schockverliebt in diese Vorstellung: „Predigthören ist wie den Kopf durchlüften.“ Lass das mal sacken, denke ich mir, und dann lüfte mal durch.

Schönen Tag Ihnen – wünscht Martin Olejnicki, evangelisch und aus Köthen.


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