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10.08.2021
Trauer bewältigen

In Japan gibt es einen Ort, in dem eine besondere Telefonzelle steht. Die Leitungen des Telefons in der Zelle enden im Nichts. Oder besser gesagt: In der Phantasie. Es heißt: „Telefon des Windes“.

Dieses Telefon wurde von einem Mann in seinem Garten in Otsuchi aufgestellt. Ein großer Tsunami hatte dort 2011 an der Küste gewütet. Damals starben tausend Menschen und auch das Kernkraftwerk in Fukushima wurde zerstört. Viele Tote wurden von den Wassermassen weggetragen. Bis heute ruhen ihre Gebeine im tiefen Meer.

Den Menschen in Otsuchi hilft das „Telefon des Windes“. Eine Telefonzelle. Hier können sie den Hörer nehmen und das aussprechen, was sie dem Menschen noch sagen wollten, den sie verloren haben. Manche weinen, andere schweigen nur, überwältigt vom Schmerz. Aber sie sind verbunden. Die Seele vermag so viel.

Schicksalsschläge sind oft unbegreiflich. Um sie zu ertragen, braucht die Trauer ihre Formen. Und wenn es schon kein Grab gibt – wenigstens Rituale und Worte, die gesprochen werden.

Aber auch ohne Worte gilt:

Es geht niemand verloren. Jede ist in Gottes Buch geschrieben. Jeder bleibt aufgehoben bei Gott.

Darauf vertraut Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle


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