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16.04.2025
Um Frieden beten

Viktoria hat einen schönen Beruf.

Briefträgerin. Wollte sie immer werden.

Schon als kleines Mädchen wusste sie es. Ihre Mutter war es und ihr Großvater auch. Was sie nicht geahnt hat, als sie bei der Post in der Ukraine anfing, dass bald Krieg sein wird.

Jetzt tut sie ihren Dienst in der Ostukraine mit Splitterschutzweste in einem gepanzerten Fahrzeug.

Sie transportiert lebenswichtiges Geld. Nein, vor Räubern, die ihren Transporter ausrauben könnten, hat sie keine Angst, aber vor den Drohnen, die Bomben tragen.

Sie ist sich ihrer Verantwortung bewusst.

Das Geld im Auto gehört den Rentnerinnen und Rentnern in den Dörfern. Geldautomaten funktionieren nicht mehr.

Die alten Menschen in den Dörfern sind auf Viktoria angewiesen.

Sie stehen schon am Haltepunkt in Schlangen, wenn das gepanzerte Postauto mit Viktoria kommt.

Und sie zahlt aus dem Auto heraus den wartenden Rentnern ihre geringe Rente aus.

Einer von ihnen, Olexandre hat ein Päckchen mitgebracht. Er zahlt von seiner kleinen Rente gleich das Porto: gepökelten Rückenspeck vom Schwein, das er geschlachtet hat und Walnüsse aus seinem Garten für seinen einzigen Freund in der Westukraine. Sie, die fast nichts mehr haben, teilen noch.

Viktoria verabschiedet sich von den Menschen im Dorf und denkt:  Alles gut gegangen bis zum nächsten Mal. Hoffentlich, sie brauchen doch meine Hilfe. Wenn doch endlich Frieden wäre!

Und ich? Werde nachher zum Briefkasten gehen und dankbar sein, dass wir in Frieden leben dürfen.

Ich will nicht aufhören, für den Frieden zu beten und auch für Kraft für Viktoria, weiter für die Menschen da zu sein.

Pfarrerin Renate Höppner


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