15.04.2025
Aufeinander achten
Eine alte Frau läuft die lange Straße entlang.
Langsam setzt sie ihre Füße.
Das Laufen fällt ihr sehr schwer.
Eigentlich ist ihr der Weg zu weit.
Aber die Frühlingssonne scheint so schön, da wollte sie unbedingt los.
Ihre Tischnachbarin in der Reha hatte ihr gestern so niedliche Hasen mitgebracht.
Die Fotos davon hat sie ihrer Tochter geschickt und die wollte gleich auch so einen.
Endlich weiß sie ein Geschenk für die Tochter.
Also nimmt sie ihren Rollator und geht los
Da kommt ein großer Junge auf sie zu.
Er schiebt sein Fahrrad und fragt die alte Frau:
„Kann ich Ihnen beim Einkaufen helfen?“
„Das schaffe ich doch noch allein“, denkt sie.
Doch da sieht sie, wie zehn Meter hinter dem Jungen eine Gruppe Jugendlicher steht und sie beobachtet. Der Junge schaut sich ängstlich um.
Sie begreift sofort: Er braucht ihre Hilfe.
Und sagt zu ihm: „Komm mit, mein Junge, du kannst mir gut helfen.“
Der Junge und die alte Frau gehen langsam die lange Straße weiter.
Sie reden miteinander.
Die Jugendlichen bleiben zurück.
Am Supermarkt angekommen, sagt sie zu ihm:
„Junge, jetzt komme ich allein klar.
Die anderen Jungs sind weg, du brauchst keine Angst mehr zu haben.“
Der Junge schaut sie erstaunt an und verabschiedet sich von ihr.
Sie geht hinein, kauft den Hasen und geht langsam, aber glücklich den langen Weg zurück.
Sie denkt ich bin zwar alt, aber diesem Jungen habe ich heute helfen können.
Das Leben kann so schön sein und manchmal ist es ganz leicht einander zu helfen,
meint
Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg