23.12.2022
Unvollkommen
Morgen ist es so weit. Kam wieder ziemlich überraschend. Dabei war der Advent tatsächlich vier Wochen lang. Aber wieder ist einiges unerledigt: der Baum; schnell noch beschaffen. Die letzten Geschenke; was soll es nur sein? Und das Essen? Wieder wie immer? Ein Vorschlag: Was jetzt nicht erledigt ist, soll unerledigt bleiben. Weihnachten ohne Baum ist sicher nicht so wie immer, aber vielleicht genügen einige Kerzen. Die letzten Geschenke – warum ist es so schwer, sich etwas auszudenken? Wenn Geschenke Ausdruck der Zuneigung sind, was heißt das dann für mein Gefühl?
Also der Vorschlag lautet: Es bleibt unvollkommen am Heiligen Abend. Damit wären wir sehr nahe am Ursprung dieser bekanntesten Geschichte der Welt. Alles in ihr ist unvollkommen. Die Umstände einer Geburt in vollkommen falscher Umgebung; die Geburt selbst und eine viel zu junge Mutter; ein Vater, der doch nicht der Vater ist. Nichts ist vollkommen. Warum sollten wir es sein? Ausgerechnet morgen!
Nehmen wir uns stattdessen Zeit! Für uns: in Ruhe etwas Schönes tun. Für unsere Familie: Zeit zum Reden nehmen. Gemeinschaft haben: im Gottesdienst hören, singen, beten. Zufrieden sein mit dem, was gelungen ist; die Unzufriedenheit für eine Weile zurückstellen. Das Christfest kann so schön sein.
Darauf freue ich mich schon jetzt und Grüße aus Dessau.
Joachim Liebig