08.01.2024
Wo ist Gott?
Die Baumkerzen sind runtergebrannt, die Räucherkerzen ausgeräuchert.
Die Weihnachtstage sind wieder vorbei. Die sogenannte Epiphaniaszeit hat begonnen. Epiphanias - ein vergessenes, ein seltenes Wort. Es bedeutet: Gott ist erschienen.
Aber wo denn?
Die Krippenfiguren verlassen demnächst den Stall Richtung Pappkarton. Ein paar Tage dürfen sie noch auf der Kommode stehen.
Auch Kaspar, Melchior und Balthasar. Diese drei Weisen waren losgezogen aus dem Morgenland. Sie suchten das Gotteskind. Sie hatten ihn im Regierungspalast des Königs Herodes vermutet. Aber dort fanden sie ihn nicht.
Ihr Weg führte sie dann weiter zu einem Stall.
Gekniet haben sie mit ihren Samtgewändern auf dem Stroh des Stallbodens. Umgeben von den scharfen Ausdünstungen der Tiere; und den Gerüchen, die die Hirten verströmen. Und die Drei sahen die Mutter, so verunsichert; den Vater nervös. Und dazwischen das schreiende Neugeborene. Die Weisen waren irritiert: hier finden sie Gott? In diesem Chaos?
Wo erscheint Gott?
Dort wo wir einsam sind.
Dort wo wir krank sind.
Dort, wo wir nicht weiterwissen in unserem Lebenschaos.
Dort – so glaube ich – erscheint Gott; als tröstender Freund, als hilfreiches Wort oder liebevolle Geste; manchmal sogar in einem berührenden Song.
Ich wünsche uns solche Epiphanias-Momente. Dass wir spüren, wie etwas vom Himmel ins Leben leuchtet, wenn bei uns Chaos herrscht.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg