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08.09.2023
Zufluchtsorte

Tanja aus der Ukraine und ich sind Freundinnen geworden. Sie ist mit ihrer Tochter im Frühjahr 2022 aus der schwer umkämpften Stadt Saporischschja nach Deutschland geflohen. Hier wurde sie freundlich aufgenommen. Eine großherzige Frau öffnete ihr Haus, gab Zuflucht und vor allem Trost.  Auch in meiner Ortsgemeinde fühlt sich Tanja angenommen, wenngleich ihre orthodoxen Lieder und Gebete ganz anders klingen als bei uns im Gottesdienst. Kein Tag vergeht ohne Heimweh.

Wir telefonieren. Ich frage Tanja, welche Rolle die ukrainische Kirche in diesem Krieg spielt. Sie stockt erst einmal vor Traurigkeit. Vor wenigen Tagen wurde eine Kirche in Saporischschja von der russischen Armee bombardiert und zerstört. „Wer macht so etwas?“, ruft sie ins Telefon?  „Kirchen sind doch Zufluchtsorte für alle!  Sie geben Halt, wenn alles andere kaputt geht. Wenn dieser grauenhafte Krieg vorbei ist, werden wir auch unsere Kirchen wieder aufbauen.“ Und sie fügt hinzu: „Unsere Pfarrer und kirchlichen Mitarbeiter haben vom ersten Tag an geholfen, Menschen aus den besetzten Gebieten zu schleusen, ihnen warmes Essen und ärztliche Versorgung zu organisieren. Wir vertrauen ihnen sehr. Denn im Gegensatz zum Moskauer Patriarchat nennen sie diesen Krieg, was er ist: ein Krieg. Gegen Gottes Willen, gegen Menschenrechte, gegen die Freiheit.

Ja, die Kirchen sind nicht nur für Gottesdienste und Konzerte da, oder als Museum – sie sind Zuflucht für die Seele. Gabriele Herbst, Pfarrerin in Magdeburg.


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