07.08.2023
Come rain or shine
Da regnet es drei Tage lang, Brittas Nachbarin klagt über den Zaun, dass alles matschig ist und ihr Mann nicht die Wiese mähen kann. Dann kommen zwei Tage Sonnenschein, die Nachbarin klagt, dass es zu warm ist und man sich fünfmal am Tag umziehen müsse.
Herrje – der Dame kann auch niemand etwas recht machen. Wechseljahre?
Die Kinder leben ihr Leben, ohne mal anzurufen, sagt sie, die Kegel-Damen machen den Sommer über Pause. Und die Politik ist ja die schlimmste aller Zeiten.
„Du bist nur ein bisschen übersäuert“, sagt Britta. „Und du surfst zu viel auf Telegram. Das bekommt dir nicht.“ Da ist drüben hinter dem Gartenzaun vollends die Stimmung im Keller. Die Nachbarin zieht wutschnaubend ab.
Und Britta bleibt allein im Garten.
Ja, sie kennt das auch, dass man sich Wetter und Leben irgendwie wünscht, und dann kommt es anders. Aber so ist das Leben doch, oder?
“Come rain or come shine” singt Frank Sinatra im Radio. Eine schöne Liebeserklärung. Was immer kommen mag – ich liebe dich.
Sie schlendert durch den Garten, zupft ein bisschen Unkraut.
Kann man nicht das Wetter einfach nehmen, wie es kommt? Und die Kinder? Und die Freundinnen? Und kann man nicht einfach mal beobachten, nicht bewerten! Und schauen, was man überhaupt hat? Immerhin: Wir leben in Frieden. Und haben mehr als genug zu essen und dass Wasser kommt direkt aus dem Hahn.
Gibt einen Himmel, der auch übersäuerten Menschen gnädig ist? Oder hat Gott irgendwann die Nase voll und überlässt uns unserem Schicksal? Bloß nicht!
Halte uns fest, guter Gott. Die übelgelaunten und die, die fröhlich anpacken, erst recht.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche