Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

26.08.2018
Das Kainsmal

Haben Straftäter ein Recht auf Schutz? Der Stammtisch sagt: nein. Ein Gericht sagte neulich: ja. Auch wer mutmaßlich für zum Beispiel Al Qaida gearbeitet hat, hat ein Anspruch auf ein rechtsstaatliches Verfahren. Was für eine hitzige Diskussion. Dabei ist sie wahrlich nicht neu. Genaugenommen uralt. Auf den ersten Seiten der Bibel fängt sie an. Und geht so:

Dabei ist die Diskussion nicht neu. Genaugenommen uralt. Auf den ersten Seiten der Bibel fängt sie an. Und geht so:

Es waren einmal zwei Brüder. Der eine hieß Kain, der andere Abel.

Der eine war ein Hirte, der andere ein Ackerbauer.

Wie es so üblich war, gingen sie am Tag des Herren hinaus, Gott ein Opfer zu bringen.

Der Rauch des einen Opfers stieg zu Gott empor und roch angenehm in Gottes Nase. Der Rauch des anderen verflüchtigte sich, kam nicht bis zum Himmel.

Gott sah Abels Opfer an, Kains nicht.

Da wird Kain zornig.

Gott fragt Kain: Was ist los? Du guckst so grimmig?

Kain schaut weg und sagt zu Abel, komm lass uns aufs Feld gehen.

Dort erschlägt Kain den Abel.

Am Abend fragt Gott: Kain, wo ist dein Bruder?

Kain antwortet: Ich weiß nicht. Muss ich auf meinen Bruder aufpassen?

Gott spricht: Aber Abels Blut schreit zu mir. Was hast du getan?

Kain bleibt stumm.

Da verflucht Gott den Kain.

Kain erschrickt und klammert sich an Gott. Wenn ich weg muss von dir, bin ich verloren. Der erstbeste, der mich findet, wird mich erschlagen, sagt er.

Da schickt Gott ihm einen Schutz. Wer dir etwas antut, der soll siebenfach dafür büßen. Er macht ihm ein Zeichen, damit er in Frieden gelassen wird – das Kainsmal.

Merke: Auch Mörder haben ein Recht auf Schutz.

Mutig von Gott, nicht?!

Findet Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar