09.10.2024
Das neue Wort Hoffnung
Können Sie sich noch erinnern? An diese etwas verrauschten Bilder, dunkel und beige, wackelig? Von oben sind viele Menschen zu sehen. Sie demonstrieren. In Leipzig. Mit Kerze in der Hand. Einige haben Transparente. Es werden immer mehr. Da sind aber auch hektische Uniformierte mit weißen Helmen und Hunden. Aber es werden immer mehr Demonstrierende. Das sind ja richtig viele! Und die trauen sich was! Wir saßen damals atemlos vor dem Fernseher und haben gedacht: Das wird der große Crash oder der große Durchbruch.
Am späten Abend schreibt eine 22jährige Theologiestudentin ihrer Freundin:
„Nach den Aufregungen des Wochenendes, nach der Angst, die wir alle vor dem heutigen Abend hatten, nach den Gebeten, die heute wohl besonders intensiv waren, nach all den wüsten Drohungen und Gerüchten, heißt das neue Wort, ganz leise und zaghaft noch, HOFFNUNG!!! Unsere Gebete um Gewaltfreiheit sind erhört worden!“
So wird sie es heute Abend erzählen – in der Nikolaikirche in Leipzig. 35 Jahre danach. Nach dem Dammbruch. Nach dem legendären Friedensgebet, bei dem 70.000 Menschen gegen die Regierung auf die Straße sind.
Das neue Wort heißt Hoffnung.
Heute sitzt ein Teil der Regierung in der ersten Reihe des Friedensgebets. Es wird auf mdr.de im livestream ab 17 Uhr überall zu sehen sein. Da hat sich also gewaltig was geändert.
Und dieses Gebet geht weiter. Immer weiter. Man wird ja nicht fertig mit dem Beten für den Frieden.
Das alte und neue Wort heißt Hoffnung.
Ulrike Greim, Erfurt, Evangelische Kirche