28.04.2024
Der Hauptmann von Köpenick
Die Kapelle im Zuchthaus in der preußischen Strafanstalt. Sie gleicht einem nüchternen Vortragssaal mit erhöhtem Podium. Vergitterte Fenster. Wachen rechts und links am Ausgang. Die Aufseher sitzen abgesondert von den Häftlingen auf Stühlen. Auf dem Podium steht der Anstaltspfarrer und dirigiert. Der Gefangenenchor singt:
„Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte…“
So ist es im Theaterstück von Carl Zuckmayer „Der Hauptmann von Köpenick“ – eine Komödie natürlich. Denn wohl kaum würden die Gefangenen wirklich so singen:
bis hierher hat er mich geleit',
bis hierher hat er mich erfreut…“
Das hieße ja, die Gefangenen sind froh, dass man sie geschnappt und verurteilt hat. Andererseits weiß man nicht, wie die Wege des Herrn noch so gehen, denn unter den Gefangenen sitzt auch der Schuster Voigt. Der lernt von seinem militaristischen Anstaltsdirektor alles, was er braucht, um sich als Hauptmann ausgeben zu können. Mit seinem Raubzug nach Köpenick macht er sich unsterblich. Er wird zum „Hauptmann von Köpenick“.
Auch wenn es komödiantisch gemeint ist, Lieder von Glauben und Gotteslob im Gefängnis – es gehört durchaus dazu: Dass man diese Lieder singt, selbst wenn die Gegenwart noch nichts davon einlöst. Sich entscheiden, vom Himmel zu singen, von Leben und von Gottes Führung, selbst wenn es noch Wasser und Brot gibt. Im Gesang wächst das Vertrauen auf die Möglichkeiten. Lob und Hoffnung bereiten die Komödie vor. Damit am Ende gelacht werden kann.
Das meint
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda