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02.09.2024
Der Tag danach

Thüringen hat gewählt. Wir haben es endlich hinter uns, jetzt kehrt wieder Ruhe ein. Hoffentlich nicht. Ich habe noch nie vor einer Wahl so viele Menschen erlebt, die sich Sorgen machen, nie so viele, die befürchten, der Rassismus könnte zum Regierungsprogramm werden und unseren Alltag bestimmen, das Land verderben. Zehn Tage vor der Wahl rief mich ein Mann an, der am Telefon kaum sprechen konnte, weil er immer wieder gegen seine Tränen ankämpfen musste. Er hatte gelesen von Hakenkreuzschmierereien und fürchtet, seine Enkel müssten in einer Zeit aufwachsen, von der er glaubte, dass sie hinter uns liege. Nie habe ich so viele Menschen besorgt gesehen. Aus schlechtem Grund: Ausländerfeindlichkeit scheint salonfähig, Rassismus alltäglich, Hass und Hetze scheinen normal.

Nie habe ich so viele blöde Sprüche gehört gegen Menschen, die nicht von hier sind. Nie habe ich so viele Menschen erlebt, die widersprechen, wenn es gegen Fremde geht. Es gibt mehr, die ihre Stimme erheben, an Ort und Stelle – im Stadion, auf dem Flohmarkt, in der Schlange an der Eisdiele oder im Schwimmbad: „Spinnst Du, was laberst Du da für einen Kram, vielleicht denkst Du erstmal nach, bevor Du den Mund aufmachst.“ Menschen widersprechen, wie es die Bibel verlangt: Tu den Mund auf für die Stummen.

Das ist gar nicht so einfach, dazu braucht es Mut, Schneid, Reaktionsschnelligkeit … und ein Herz am rechten Fleck. Tu deinen Mund auf für die Stummen – das will geübt sein. Und jetzt hören wir damit nicht wieder auf,

wünscht sich Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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