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03.01.2023
Die Dummheit

Beklagt wird, mit wie viel Hass Menschen aufeinander losgehen. Tendenz steigend, mit Gift und Galle unterwegs bei Facebook und Co. Wo kommt das bloß her? Das hat sich vor 80 Jahren, zum Jahreswechsel 1943, auch Dietrich Bonhoeffer gefragt. Er war Pfarrer, Theologe, so etwas wie ein christlicher Denker. Kurz vor Kriegsende wurde er von den Nazis hingerichtet. Wie konnte in zehn Jahren Naziherrschaft das Volk der Dichter und Denker nur so verblöden? Bonhoeffer meinte, es steckt nicht Bosheit dahinter, sondern: Dummheit. Die habe nichts mit Wissen oder Denken zu tun, sondern sei ein menschlicher Defekt.

Der Dumme ist restlos mit sich zufrieden. Das ist nicht angeboren, sondern Menschen werden dumm gemacht oder lassen sich dumm machen. Irgendetwas übt auf Menschen so viel Macht aus, dass sie sich nicht mehr die Mühe machen, eine eigene Meinung zu den Dingen zu entwickeln. Es wird nur noch wiedergekäut, was andere vorsetzen: die Chatgruppe, irgendein Verschwörungserzähler, ein selbsternannter Guru. Schlagworte und Parolen, irgendeine Ideologie übernimmt die Oberhand. Und Vorsicht, das Phänomen gibt es auch bei Parteien oder Kirchen. Der Punkt, wo Dummheit ansteckend wirkt, ist, wenn nichts mehr hinterfragt wird. Wo die, die Macht, die Meinungsführerschaft haben, nicht mehr auf die Meinung der Menschen, ihre Mitmenschlichkeit setzen, sondern nur noch darauf, dass sie den Parolen folgen. Hass zu widersprechen, ist der richtige Reflex. Was schützt vor Ansteckung: Gleich zu sagen: „So nicht!“

Einen freundlichen Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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