03.03.2024
Die richtige Stimme identifizieren
Heute ist der Welttag des Hörens.
Gut hören ist wichtig.
Ich erinnere mich: Es war eine Nachtwanderung – und wir keine Helden. Damals auf einer Jugendfreizeit. Der Weg war steinig, wir hatten nur wenige Taschenlampen, und die irrlichterten mehr, als dass sie den Weg hell gemacht haben. Es war nur die Stimme des Jugendleiters, die uns geholfen hat: „Abbiegung rechts. Hier steigen wir über einen Koppelzaun, er ist nicht geladen, ihr könnt ihn herunterdrücken. Wir gehen über die Wiese. Geht langsam, es ist sumpfig.“
Alle haben gegackert vor Aufregung, Jungs haben böse Scherze gerissen. Manchmal war es zu laut, um den Chef zu hören. Manchmal war er zu weit voraus.
Wie kriege ich mit, was wichtig ist? Sind wir zu weit zurück? Müssen wir einen Zahn zulegen? Haben die Jungs auch etwas zu sagen oder palavern die nur rum? Kennt sich jemand hier aus – außer dem Chef? Es ist so verdammt finster!
Wenn es dunkel wird, musst du die Stimme erkennen können, die dir die Wahrheit sagt. Du musst wissen, wem du vertrauen kannst.
Ist ja wie im Leben: Viele reden. Aber wer ist verlässlich?
Gut, dass wir den Jugendleiter kennengelernt hatten, wir konnten seine Stimme erkennen und wir wussten: Er legt uns nicht rein.
Ein, zwei von den Krakeelern hätte ich gerne das vorlaute Maul gestopft. Wegen ihnen wären wir um ein Haar einen Abhang heruntergerutscht.
Es gibt Strecken, da müssen die, die nichts zu sagen haben, einfach mal die Klappe halten. Und es dürfen nur die reden, die etwas Konstruktives beizutragen haben. Die einen Weg wissen. Und die allen helfen und nicht nur sich selbst.
Ich möchte in der Fastenzeit gerne die für mich leiser stellen, die nur krakeelen und nichts beitragen, damit ich wieder die Stimme wahrnehmen kann, die zur Wahrheit führt.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche
