Augenblick mal - MDR Thüringen

Heute kommt das Urteil. Erdogan gegen Böhmermann. Darf ein Satiriker den türkischen Präsidenten durch den Kakao ziehen, oder nicht? Und wie weit darf er dabei gehen?

Es gab einmal einen König, der hieß Saul. Er war ein depressiver Mann. An seinen Hof holte er sich einen jungen Musiker, der hieß David. Der konnte so zauberhaft Harfe spielen und dazu singen, das Saul wieder fröhlich wurde. Aber David war nicht nur musikalisch versiert, er war auch klug und schön. Das war Saul zunehmend gefährlich. So lange David ihn aufmunterte, war er gern gesehen. Aber dass er womöglich Sauls Schwachstellen aufdecken könnte – das ging dem König zu weit. David musste fliehen, die Soldaten des Königs verfolgten ihn.

Sie konnten ihn nicht erwischen.

Da zog Saul persönlich los. In einer Höhle musste er rasten. Ohne zu wissen, dass David sich in den Tiefen der Höhle versteckt hielt. Unbemerkt schlich sich David an Saul heran und schnitt ihm ein Stück von seinem Gewand ab. Und zog sich zurück.

Später rief er ihn. Saul: Du hast mir nach dem Leben getrachtet. Ich hätte dich längst erledigen können. Aber ich habe es nicht getan. Schau hier: Es ist nur ein Zipfel deines Gewandes geworden.

Du meintest es böse, Gott meinte es gut.

Da erkannte Saul, dass David hoch loyal war. Und er ließ ihn in Frieden.

Die Angst lässt einen Feinde sehen, wo keine sind.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelischen Kirche.