16.08.2019
Frieden
Seinen Schlüssel hat Alan behalten. Der Schlüssel zu seinem Haus. Vor vier Jahren ist er aus Syrien geflohen. Bomben fielen auf sein Haus. Alan hat seine Frau und Kinder gepackt und ist mit ihnen nach Europa geflohen. Er hat den Frieden gesucht.
Suche Frieden und jage ihm nach.
Es gibt Menschen in unserem Land, die sehen in Alan eine Bedrohung. Sie sagen, dass Menschen wie Alan unser Land zerstören. Sie werfen alle in einen Topf und rühren einmal kräftig um. Dann ist Alan ein Gefährder wie Anis Amri. Dann sind seine Kinder eine Bedrohung für unser Land, weil sie Muslime sind.
Bedrohlich finde ich die Bombe, die auf Alans Haus gefallen ist. Bedrohlich finde ich den Rüstungsexport und dass Deutschland Waffen ins Ausland verkauft.
Bedrohlich ist es, wenn Menschen Fakten verdrehen, wenn aus Wahrheit plötzlich Lüge wird, wenn von Alan als Teil einer Masse gesprochen wird mit Wörtern wie Flüchtlingsstrom. Ich finde es gefährlich, wenn wir den Einzelnen nicht mehr sehen.
Alan hat Frieden gesucht. Und es gibt Menschen, die stören sich daran. Suche Frieden und jage ihm nach, heißt es in Psalm 34. Frieden findet keiner mit Waffen, auch nicht mit Worten, die die Wahrheit verdrehen. Frieden fängt mit Stille an und damit, dass ich nichts Böses poste oder like. Sondern vorsichtig bin mit dem, was ich sag.
Und überhaupt: Miteinander reden statt übereinander. Reden mit Alan, Layla, Mohammed, Björn und Hans. So fängt der Frieden an.
Einen guten Tag wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land.