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17.06.2024
Gedenktag

Der Schlosser Alfred Diener wollte am 19. Juni 1953 heiraten. Die Gäste sind geladen, aber zu der Hochzeit kommt es nicht. Zwei Tage vorher, am 17. Juni, demonstriert er in Jena gemeinsam mit 20.000 anderen Arbeitern. Er wird verhaftet, misshandelt und nach Weimar zum sowjetischen Geheimdienst geschafft. Es kommt ein Befehl aus Moskau: Zwölf Rädelsführer sollen standrechtlich erschossen werden. Er wird zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet. Da ist er 26 Jahre alt.

Wo sich Macht über das Recht hinwegsetzt, werden die Tore zur Hölle geöffnet.

Lautsprecherwagen fahren durch die Straßen und verbreiten die Nachricht, Plakate werden an Litfaßsäulen geklebt, die Zeitungen berichten. Die Abschreckung wirkt, die Revolte ist schnell im Blut ertränkt.

Der Schriftsteller Erich Loest schrieb ein paar Jahre nach dem Aufstand: „Du hast schon einmal als Hitlerjunge nur dem Führer geglaubt. Dann hast du in dieser SED noch einmal dein Gewissen abgegeben. Ab jetzt brauchst du dein Gewissen, ab jetzt machst du nicht mehr mit.“ Loest hatte sich gegen das Regime gestellt und wurde zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt.

Der Aufstand in der DDR 1953 war der erste im Ostblock. Dann die Unruhen in Ungarn 1956, der Prager Frühling 1968, Solidarnosc in Polen 1980/81. Und dann – endlich – die friedliche Revolution 1989.

Es sind die Aufrechten, die dafür sorgen, dass sich Türen zur Hölle wieder schließen – manchmal nicht gleich, aber irgendwann. Das ist eine Glaubensgewissheit.

Einen nachdenklichen 17. Juni wünscht

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach


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