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04.05.2018
Geschenkte Zeit

Ich sitze im Zug, nach Plan muss ich einmal umsteigen und soll um 11 Uhr ankommen. Dann ein Halt auf der Strecke, die Durchsage: „Störung im Betriebsablauf“. Und weg ist der Anschlusszug. Ich könnte schreien vor Wut, das macht mich dermaßen aggro …

Wir alle kennen diese Alltags-Katastrophen und können die Reihe beliebig fortsetzen: Plötzlich ist das Akku vom Handy alle und nichts geht mehr, das ganze Leben fühlt sich an, als wäre es leer. Zu Hause bricht die Internetverbindung dauernd zusammen. Wie bloß soll man so weiterleben? Besuch ist angekündigt, der Kaffee schon gekocht, dann kommt die Absage. Na, super.

Was tun? Nichts. Wie – nichts? Ja, eben nichts. Was soll ich denn machen, wenn der Zug schon weg ist, den Schaffner anschreien? Lädt sich das Handy-Akku auf, wenn ich Panik schiebe? Und wenn der Besuch ausbleibt, soll ich vor Gram den Kaffee selber trinken? Ganze acht Tassen? Was tun gegen das Herzrasen?

Alles hat seine Zeit – so geht ein großes Bibelwort und dann folgt eine lange Aufzählung: pflanzen und ernten, bauen und abreißen, lachen und weinen, suchen und finden. Es ist eine Einladung, die Dinge gelassener zu sehen. Es hat eben SEINE Zeit und nicht immer UNSERE. Die Störung im Betriebsablauf könnte auch zur geschenkten Lebenszeit werden. Der geplatzte Termin beschert mir eine längere Mittagspause, das tote Handy einen ruhigeren Tag, der ausgebliebene Besuch einen Spaziergang. Unverplante Zeit. Ich müsste nur den Schalter finden, hin zu diesem: Alles hat seine Zeit.

Nur die Bahn soll – verdammt nochmal – bitte pünktlich sein,

findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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