10.01.2024
Geschenkter Moment
Zu meinen Aufgaben als Klinikseelsorgerin gehört es, Patienten, die Geburtstag haben, einen Blumengruß im Auftrag des Krankenhauses zu überbringen. Das ist eigentlich ganz schön. Meistens sind die Beschenkten überrascht und freuen sich. Ein kurzes Gespräch, wie es gerade geht und ja, der nächste Geburtstag ist dann hoffentlich wieder zu Hause. So läuft das meistens ab.
Nicht so letzte Woche. Ich komme mit meinem Blumenstrauß ins Krankenzimmer und treffe auf geballte Tränen. Die junge Frau, die ich beglückwünschen will, schüttelt sich vor Weinen. Ich lege die Blumen beiseite und ziehe einen Stuhl ans Bett. Lange sitze ich da, höre zu, frage nur wenig nach. Irgendwann versiegt der Tränenstrom. Die Frau schaut mich genauer an und entdeckt mein Namensschild. Da steht auch mein Beruf drauf. „Sie sind Pfarrerin?“, fragt sie ziemlich perplex. „Mit Kirche habe ich doch gar nichts zu tun? Und jetzt?“ „Nichts“, sage ich. „Wenn es okay ist, gehe ich jetzt wieder.“ Es ist okay. Ich sorge noch für eine Blumenvase. Dann gehe ich. Mit einem guten Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.
Und genau das liebe ich so an meiner Arbeit. Es gibt da so geschenkte Momente. Ich habe fast nichts getan. Ich war nur da. Und das war gut so. Ob ich nun Pfarrerin bin oder nicht. Manchmal passt es einfach.
Einen Tag mit guten Momenten wünsche ich Ihnen. Cornelia Biesecke aus Eisenach, evangelische Kirche.