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02.04.2024
Gott in der entweihten Kirche

Am Abend des zweiten Aprils 1945 kommen über 1.200 Menschen in Udestedt an. Häftlinge aus Buchenwald, bewacht von der SS. Nun auf dem Todesmarsch.
Wo bringen wir die unter, dass keiner abhauen kann? Sperren wir sie in die Kirche.
Ob gebetet worden ist in dieser Nacht? Gott könnte uns in diese Kirche geschickt haben. Als Zeichen, dass wir fliehen können. 17 Mann hauen ab durch ein zerbrochenes Fenster. Zwei verstecken sich im Turm. Ein Deutscher, ein Pole, nur Gott weiß die Namen.
Der Turm ist ein schlechtes Versteck. SS-Leute finden sie, treten auf sie ein, bis sie tot sind.
Vor dem Eingang der Kirche zu Udestedt ist das Grab zu sehen, gut gepflegt bis heute.
Was passiert mit einem heiligen Ort, wenn er geschändet wird? Ist es nicht so, dass Orte auch eine Seele entwickeln können? Sie erzählen von Fluch und Segen, und manchmal spürt man es.
Man kann es sich schon fragen in Udestedt: Ist Gott dort immer noch zu finden?
Ich glaube schon. Aber nicht von jedem: Gott ist bei den Menschen, die sich anrühren lassen vom Leid der Ausgenutzten, Gefangenen und Vertriebenen. Wer den Schmerz teilt, wohnt nah an seinem Herzen. Gott ist bei denen, die sich empören, wenn es heißt, einfach weitermachen oder tun als wäre nichts gewesen.
Der auferstandene Christus hat noch immer seine Wunden. So lebt Gott mit den Gepeinigten. Das Leid steht ihm vor Augen. Gott vergisst, die vergessen wollen. Aber seine Gedanken sind bei denen, die leiden.

Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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