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24.07.2018
Griezmann und die Schadenfreude

Die Fußballweltmeisterschaft liegt schon wieder zehn Tage zurück, das eine oder andere spektakuläre Tor wird in Erinnerung bleiben, der Jubel der Spieler – und je nachdem, für wen man die Daumen gedrückt hat – auch der Jubel zu Hause. Ich kann eine Szene nicht vergessen:

Im Viertelfinale hat Frankreich gegen Uruquay gespielt und 2 : 0 gewonnen. Antoine Griezmann hat mit einem Freistoß das erste Tor vorbereitet und das zweite selbst geschossen. Nur: Gejubelt hat er nicht. Wir kennen die Bilder von Spielern, die ihre Fäuste gen Himmel recken, schreien, sich umarmen. Da löst sich die Anspannung und die Freude bricht durch. Nicht so bei Antoine Griezmann, nicht in dem Spiel. Und alle Welt, ja wirklich alle Welt, hat sich gewundert.

Natürlich wurde er von Reportern gefragt, warum er denn nicht gejubelt habe. Nun, er habe in Uruguay viele Freunde, auch unter den Spielern, einer ist Patenonkel seiner Tochter. Er habe großen Respekt vor dem Land, der Kultur. Nach dem Spiel hat er seine uruguayischen Freunde umarmt, als wollte er sich entschuldigen, immerhin sind sie durch ihn aus dem Turnier geflogen.

Es ist der schmale Grat zwischen Freude und Schadenfreude, den Griezmann gespürt hat. Kommt die eigene Mannschaft weiter, bleibt die andere zurück. Freudengeschrei wirkt dann schnell wie Hohngelächter. Wer Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen – so tun wir Schadenfreude oft ab. Aber sie tut auch weh. Griezmann hat auch in Sachen Menschenfreundlichkeit ein Tor geschossen,

meint Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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