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21.07.2024
Herrnhutische Oasen

Diese Architektur ist mir von Kindesbeinen an vertraut: der schlichte Herrnhutische Barock. Ich war schließlich oft genug in Neudietendorf, unweit von Erfurt. Das ganze Ensemble, streng geometrisch angeordnet, hat etwas Zeitloses. Wie die Strenge im Glauben ihrer Erbauer: die Herrnhuter. Zum Beispiel, dass sie Gott zutrauen, ihre Hand zu führen, wenn sie schwere Entscheidungen einfach auslosen. Also wirklich ein Los ziehen. Ehen zum Beispiel haben sie ausgelost. Ok, da muss man nicht selbst suchen, das spart Stress. Im Ausgangsort, dem ostsächsischen Herrnhut, werden auch einmal im Jahr Bibelsprüche ausgelost. Weltweit werden sie gelesen. Einen Happen Gotteswort am Morgen. Ihr Stern – der hängt bei uns immer bis lange nach Weihnachten. Dass sie streng waren, die Herrnhuter, und ihr Leben der Sache Jesu gewidmet haben, das wusste ich. Wie sehr sie eben diese Sache Jesu in alle Welt getragen haben, wurde mir erst bewusst, als wir in Südafrika waren. Dort gibt es nämlich auch Herrnhutische Siedlungen, wie auch in Tansania, Jamaika und Alaska. In einer waren wir – Gnadenthal heißt sie. Ich weiß noch, als wir um die Ecke gebogen sind, strahlte uns Herrnhutischer Barock entgegen. Es sah aus wie in Neudietendorf, nur unter Palmen. Und als wir sagten, woher wir kommen, waren Weimar und Erfurt kein Begriff. Aber als ich sagte „It‘s not far from Neudietendorf“ bekam der Herr glänzende Augen. „Really, Neudietendorf? Amazing!“ Wir bekamen eine extra Führung. Und es war spannend, zu hören, was sie glauben, warum sie glauben, und wie sehr es ihren Alltag prägt.

Wenn heute das Welterbekomitee entscheiden sollte, die Herrnhutischen Siedlungen zu schützen, freue ich mich von Herzen.

Ulrike Greim, aus Erfurt und evangelisch.


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