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11.04.2017
Karfreitag

Karfreitag – das ist der Tag, an dem Jesus von Nazareth ans Kreuz geschlagen wurde. Ein qualvoller Tod ist das, ein langes Sterben. Sieben Mal äußert sich Jesus vom Kreuz herab, manche Worte kennen wir gut, beispielsweise dieses: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Oder seinen Schrei „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ und am Ende „Es ist vollbracht“. Bei einem Satz sieht er vor sich – direkt unterm Kreuz – seine Mutter und daneben einen seiner Jünger. Und er sieht, wie entsetzt und traurig sie sind. Zu seiner Mutter sagt er: „Siehe, dein Sohn.“ Und zu dem Jünger: „Siehe, deine Mutter.“ – Er schweißt diese beiden Menschen, die zusehen müssen, wie er stirbt, aneinander, damit einer für den anderen da sein kann.

Sie kennen die Redensarten: Jeder ist sich selbst der Nächste. Oder: Lieber bleibe ich für mich, da kann ich nicht enttäuscht werden. – Wir neigen dazu, uns in uns selbst zu verkriechen, wenn es uns nicht gut geht, wir krümmen uns zusammen, igeln uns ein. Das ist ganz natürlich, aber besser geht es uns damit nicht. Wir brauchen jemanden, der uns erlöst, uns anspricht, uns aufrichtet. Wir brauchen jemanden, der uns sieht. Und irgendjemand braucht uns, damit wir ihn sehen. Das ist schon alles. Jesus macht noch im Augenblick des Todes zwei Menschen aufeinander aufmerksam. „Siehe“, sagt er. „Siehe, dein Sohn, siehe, deine Mutter.“

Und zu uns sagt er: Seht einander an.

Einen nachdenklichen Karfreitag wünscht
Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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