22.12.2024
Magdeburg
Dieses 4. Adventswochenende hatten wir uns anders vorgestellt, mit vier Kerzen auf dem Adventskranz, die fröhlich auf Weihnachten hinleuchten. Jetzt brennen die Kerzen im Gedenken an die Opfer des Gewaltaktes am Freitagabend in Magdeburg. Wieder ein Weihnachtsmarkt, Menschen sind gestorben, viele verletzt, viele schwer. „In Gedanken und Gebeten bei den Opfern sein“. Das empfinden viele Menschen, das sagen wir so, aber wir sagen es nicht einfach so dahin. Das umfasst – auch jenseits aller Zahlen – sich vorzustellen, wer noch betroffen ist von einem solchen Gewaltakt. Da sind Angehörige, Kinder, Freunde, Kollegen. Da gibt es Verletzungen, die man nicht sieht. Mehr Verletzte, als die berichteten Zahlen ausdrücken können. An all diese Menschen denken wir.
Und der Täter? Ein Arzt, der im Krankenhaus Menschen hilft – und dann fährt er los, um zu töten? Da sind Fragen, viele Fragen. Wo viele Fragen sind, wird viel spekuliert. Wo spekuliert wird, werden vorschnell Antworten formuliert, wo vorschnell Antworten in die Welt gesetzt werden, werden Dinge zusammengereimt, die aber keinen Reim ergeben, sondern oft nur Unfug – und die niemandem helfen.
Bleiben wir in Gedanken bei den Opfern. Das meint auch: Schweifen wir nicht ab in Mutmaßungen, Spekulationen, Fake News. Die Kommentarspalten der Sozialen Medien haben sich schon mit Blödsinn gefüllt, da waren viele Menschen noch leer vor Entsetzen. Geben wir der Trauer Raum, der Sprachlosigkeit, und hoffen wir auf Weihnachten, auf das Licht, das in unsere Welt kommt, hoffen wir, trotz alledem.
Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.