13.09.2017
Mein Kreuz für andere
Jetzt wollen sie wieder was von mir – die beiden Männer, die in der Fußgängerzone Zettel verteilen. Und Kulis. Ein bisschen nervig, finde ich. Weil: Ich will nicht groß angesprochen werden, hab’s halt eilig.
Andererseits weiß ich – klar – jetzt müssen sie argumentieren. Noch viele sind unentschlossen, wen sie wählen sollen. Also werben sie für ihre Partei, für die ihren Kandidaten.
Das finde ich grundsätzlich absolut richtig.
Eigentlich müsste ich ein Interesse daran haben, mich mit ihnen zu unterhalten. Denn es ist just die Partei, für die ich mich so leidlich entschieden habe, mein Kreuz zu machen. Ich sollte nachfragen, ob sie wirklich weitgehend meine Interessen vertritt. Denn das soll sie ja, oder?
„Tu deinen Mund auf für die Schwachen“, so lese ich es im Buch der Sprüche in der Bibel. „Für die Sache aller, die verlassen sind.“ Ok – das ist noch einmal ein anderes Kriterium. Ich könnte also auch fragen:
Was tut ihr konkret für die Obdachlosen? So eine Schande, dass wir in einem so reichen Land da nicht alle anpacken!! Wann greift ihr alleinerziehenden Müttern substanziell unter die Arme?Wann endlich stellt ihr euch vorbehaltlos vor die, die in Not zu uns kommen?Und was tut ihr für Pflegekräfte
Den Mund auftun für die, die selber keine starke Stimme haben. Das ist eine echte Aufgabe. Ich habe die Wahl – auch für sie.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche