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09.03.2017
Menschenwürde

Die beiden Worte Flüchtlinge und Menschenwürde sind in Ungarn gerade nicht vereinbar. Die ungarische Regierung hat erneut das Asylrecht verschärft und die Menschenwürde mit Füßen getreten. Menschen, die in Ungarn Asyl suchen, sollen in sogenannte Transitzonen gebracht werden. Man könnte auch sagen, sie werden weggesperrt, in Containern festgehalten, um dort ihr Asylverfahren abzuwarten.

Ich mag mir das gar nicht vorstellen. Da bin ich aus meiner Heimat geflüchtet, vor Krieg oder Terror, oder weil sie mir keinen Raum zum Leben mehr bietet und werde nun wie eine Verbrecherin behandelt. Habe keine Möglichkeit, mich frei zu bewegen. Un dann noch das: „Migration ist das Trojanische Pferd des Terrorismus.“ Mit solchen Sprüchen will der ungarische Präsident Viktor Orban die Angst im Lande schüren. Im Klartext heißt das: Die Flüchtlinge kommen hierher und entpuppen sich alle als Verbrecher. Das klingt so, als müsste man bei jedem Einzelnen das Schlimmste befürchten.

Doch man könnte es ja auch umdrehen und behaupten: Alle Präsidenten sind Trojanische Pferde der Unmenschlichkeit. Aber das stimmt ja auch nicht. Es gibt nicht die Präsidenten und die Flüchtlinge. Menschen sind nicht unter Generalverdacht zu stellen.
Es gibt Aischa, Nudar, Kalib, Ibrahim – und wie sie heißen. Einzelne Menschen, Familien. So, wie du und ich einzelne Menschen sind, oder Familien. Wir haben Namen. Haben ein Gesicht. Eine Geschichte. Und das Recht, als Menschen gesehen zu werden.

Ich bin Cornelia Biesecke, ev. Pfarrerin aus Eisenach.


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