08.03.2017
Starke Frau
Eines meiner viel gelesenen Bücher ist von Christine Brückner: „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“. Besonders stark darin: Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers. Die wäscht ihrem Martinus ziemlich ungeniert den Kopf. Weil er viel von ihr erwartet und ihr einiges zumutet. Viele Leute sitzen täglich an ihrem Tisch, wollen nicht nur den Reden des Dr. Luther lauschen, sondern auch satt werden. Der Hausstand der Luthers ist riesig. Und Luther verlässt sich darauf, dass sein „Herr Käthe“, wie er seine Frau nennt, das alles managt. Dass er als Reformator so viel bewirken konnte, daran hat seine Frau viel Anteil. Die hat ihm nämlich den Rücken freigehalten und ihm oft Mut gemacht.
Ungehalten sind die Reden in Christine Brückners Buch, also nicht echt. Doch Katharina hat wirklich den Mund aufgemacht. Sie war sich sicher: Wenn Gott mich frei geschaffen hat, soll ich mich einmischen. Viele andere Frauen konnten das nicht glauben. Dass eine Frau was zu sagen hat. Martin wusste, was er an seiner Frau hatte. Die Eheleute Luther sind sich auf Augenhöhe begegnet, auch das war unüblich.
Vieles, was zur Zeit von Katharina noch ungewöhnlich war, ist heute Normalität für uns Frauen. Erwartet wird von uns aber immer noch viel. Den Spagat zwischen Beruf und Familie hinzukriegen beispielsweise. Alles reibungslos unter einen Hut zu bekommen.
Anerkennung tut da gut.
Heute, am Internationalen Frauentag, ist eine gute Gelegenheit.
Findet Cornelia Biesecke, ev. Pfarrerin aus Eisenach.