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08.06.2024
So viele Friedhöfe

Riesig, einfach nur riesig. Der Friedhof in Warschau. Keine einzelnen Grabsteine mehr, sondern Massengrab an Massengrab. Über 20.000 Menschen liegen in dieser Erde. Die meisten: sowjetische Soldaten, die 1944/45 Warschau verteidigen sollten. Ihre Möder: deutsche Soldaten. Mein Opa mütterlicherseits war in Polen dabei. x

Mein Opa väterlicherseits war Soldat im Frankreichfeldzug. Er kam bis in die Normandie. Auch da stand ich auf einem der riesigen Friedhöfe am sogenannten Omaha-Beach, dem Punkt, an dem die Alliierten gelandet sind. Weiße Steinkreuze, ein ganzes Heer davon, auf gepflegtem grünem Rasen. Kreuze für getötete amerikanische Soldaten.

So viele Friedhöfe. Du kannst Urlaub machen, wo du willst, überall: Soldatenfriedhöfe. 

Und was wissen wir Enkel schon?! Erzählt haben beide Opas nicht viel. Ich weiß nur, dass wir heute aufeinander achten müssen, wir Deutschen und Polen, Französinnen und Griechen, Tschechinnen und Italiener.

Soweit es an uns liegt, müssen wir Frieden halten mit allen. Und ihn organisieren, so gut wir können. Das geht nur zusammen!

Europa ist störanfällig, wahnsinnig unperfekt und weiß Gott – es ist mühsam. Aber es ist ein Friedensprojekt. Und wir müssen alle Hände darüber halten. Brücken bauen über die Vorurteile, miteinander essen und ganz viel erzählen von uns denen, die vor uns waren. Das sind wir denen schuldig, die nach uns kommen werden.

Einen sehr besonnen Wahlsonntag morgen wünsche ich allen Europäerinnen und Europäern.

Ulrike Greim, Erfurt, Evangelische Kirche


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