03.10.2022
Tag der Deutschen Einheit
Ich erinnere mich daran, wie mein Vater mich geweckt hat, als es zum ersten Mal deutsche Einheit werden sollte. Ob ich Lust hätte, das Feuerwerk um Mitternacht zu sehen und mit ihm in die Stadt zu gehen.
Ich hatte keine Lust, schlaftrunken.
Hätte ich mal Ja gesagt. Die Chance auf eine prägende Erinnerung: leichtfertig vertändelt.
Oder muss ich ihm den Vorwurf machen, mich nicht aus dem Bett gezogen zu haben?
Lange ist es her. Heute müssen meine Kinder mit mir in den Zug steigen, dann fahren wir zur Deutschstunde nach Erfurt. Ach nein, keine Deutschstunde. Ein Fest, ein Bürgerfest.
Die Kinder sind gespannt, ob sie an den verschiedenen Ständen der Bundesländer Kugelschreiber und Bonbons absahnen können. Oder bei den Verfassungsorganen, wie es für die Presse staatstragend heißt, die stellen sich in Erfurt alle vor.
Ich erhoffe mir eigentlich etwas mehr. Zwischen den Verfassungsorganen auch ein bisschen Seele, ein bisschen Geist.
Ein Tisch-Feuerwerk für die Herzen, ein echter Dank, dass das mit der deutschen Einheit geklappt hat. Unblutig. Dass Mauern fallen können. Dass wir als Ossis, Wessis, Südis und Nordis an einem Tisch sitzen können und essen und plauschen zusammen arbeiten, und keiner nach dem Pass fragt.
Zusammenwachsen muss gar nicht sein. Vielleicht genügt zusammen wachsen, jeder in seine Höhe aber mit dem Blick füreinander und dankbar dafür, dass man sich hat.
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So feiert den Einheitstag: Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.