30.10.2017
Tapfer Reformation feiern
Brückentag. Feine Sache. Freimachen, wegfahren, Zeit haben. Für viele Menschen heißt es auch: Endspurt für die Reformationsfeierlichkeiten. Meine Güte, gibt es viele Veranstaltungen zu diesem Thema. Selbst als Ur-Evangelische ist mir das schon fast ein bisschen unheimlich. Aber nur, weil ich meine Kirche immer in der Minderheit kenne. Dabei sind wir weltweit 426 Millionen Menschen. Ist ja auch nicht wenig. Und morgen ist deutschlandweit Feiertag, nicht nur, weil Luther so fromm war, sondern auch, weil die Reformation die Gesellschaft kräftig verändert hat. Sein Freund Melanchton hat das Bildungswesen reformiert. Luthers Katharina die Rolle der Frauen. Und die des Pfarrhauses. Luther selbst zum Beispiel die Sprache. Luthers Anhänger das Staats-Kirchenverhältnis. Es kam infolge dessen zu einer Neuformatierung der europäischen Landkarte. Zivilcourage und das freie Gewissen hatten endlich Konjunktur. Damit wurde letztlich das möglich, was wir heute Demokratie nennen.
Wenn das mal nicht zu feiern ist?!
Alles begann mit Menschen, die ernsthaft Gott gesucht haben. Gegen den Widerstand der eigenen Kirche.
Ihre Wirkung reicht in die ganze Welt. Morgen ist zum Beispiel auch in Slowenien und in Chile Feiertag. Darf man staunen.
Deswegen: Allen, die heute und morgen Reformation feiern: Tut es beherzt. Seid mutig. Nicht kitschig. Sondern tapfer. Das hätte Luther gefallen.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.