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30.06.2023
Tu den Mund auf

„Tu deinen Mund auf für die Stummen und die Sache aller, die verlassen sind.“ Buch der Sprüche im Alten Testament der Bibel.

Sie hat als Erzieherin angefangen. Dann studiert. Als sie die Leitung ihres ersten Kindergartens übernommen hat, haben ihr die Beine gezittert: 112 Kinder. Viele Eltern gucken ganz genau. Sie hat gewusst: Das ist ihr Ding. Die Kinder begleiten. Gucken, welche Persönlichkeiten sich da zeigen. Vor allem bei den Stillen, die so leicht unter die Räder kommen. Und bei denen die kommen, ohne gefrühstückt zu haben. Und deren Schuhe zu klein sind. Sie hat Patenschaften organisiert, Hilfsfonds angezapft, Adressen vermittelt. Hat einen Musiker geholt, damit hier jemand professionell mit den Kindern singt, Instrumente mitbringt. Schönster Lohn, wenn ein Kind aufblüht, gedankenversunken am Xylophon steht und spielt und spielt, und du merkst: Das ist es.

Als sie bei zwei Geschwistern große blaue Flecken sieht, wird sie unruhig. Was tun?! Sie berät sich mit einer Familienanwältin und dem Kinderschutzbund, sie kontaktieren das Jugendamt. Sie hat schweißnasse Hände, weil sie weiß, was das bedeutet: Kinder aus Familien holen. Für alle ein Kraftakt.

„Tu deinen Mund auf für die Stummen und die Sache aller, die verlassen sind.“

Danke, all Euch Erzieherinnen, Pädagoginnen, alle, die ihr Sozialarbeit macht.

Ihr tut es in unser aller Namen.

Und ihr sollt dabei auch gut leben. Sagt, was ihr braucht. So sagt es Gott in einem anderen Vers der Bibel: „Tu deinen Mund auch für dich auf, lass mich ihn füllen.“

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


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