01.07.2023
Bier und Kraft
Sommer, Sonne, Wochenende. Uns geht es gut, sagt sie. Er nickt. Sie packen den Kofferraum voll. Fahren los – ins Häuschen. Es gibt so viel zu tun. Die Rosen müssen beschnitten werden, der Rasen gemäht. Das Unkraut sprießt. Außerdem hängt die Dachrinne seit dem letzten Guss herunter. Dann kommen die Lampions in die Bäume. Heute Abend ist nämlich großes Grillen.
Kinder und Enkel werden kommen. Dazu die beiden neuen Patensöhne, die schon fast erwachsen sind – es ist so wunderbar, für jemanden da sein zu können, sagt sie.
Sie hat die beiden jungen Männer ins Herz geschlossen. Die waren aus dem Iran geflüchtet. Die Gemeinde hat sie aufgenommen. Für die beiden hat die alte Dame am Taufstein gestanden und Gott gedankt. Und um Schutz gebetet.
Deren Geschichte ist so heftig. In etwa so krass, wie die ihrer Mutter, die aus Pommern fliehen musste. Sie sieht hier auch ihre eigene Familiengeschichte. Für sie ein Geschenk. Denn mit einem Mal weitet sich der Horizont, und ihre Familie ist mit der weiten Welt verbunden.
Sie packen aus und um: Bier und Saft in den Eimer, Eis drauf, Brätel in den Kühlschrank.
Und am Abend kommen alle dazu, auch die Nachbarn. Sie grillen, auch iranisch – es gibt neben Thüringer Würstchen auch Koobideh-Kabob, ein Hackfleischgericht. Sie erzählen sich ihr Leben, sie machen Musik. Und teilen Erdbeeren und Weisheiten, Bier und Kraft. Es wird ein langer Abend werden.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.