08.07.2018
Versandete Kirche?
Im Norden von Dänemark, an der Küste steht ein Kirchturm, einsam und verlassen. „Tilsandede Kirke“ heißt dieser Ort, zu deutsch „versandete Kirche“. Kurioser Name. Die ehemalige Laurentiuskirche ist dem Flugsand zum Opfer gefallen. Schon im 18. Jahrhundert. Lange Zeit haben die Bewohner dagegen gekämpft. Haben den Weg und den Eingang immer wieder freigeschaufelt. Und schließlich resigniert. Die Kirche wurde abgetragen. Nur der Turm ist stehengeblieben. Versandete Kirche. Kurioser Name. Aber vielleicht auch eine Mahnung. Kirche versandet, wenn Menschen im übertragenen Sinne die Schaufeln weglegen.
Eine der Kirchen in meiner Pfarrstelle drohte auch zu versanden. Die Gemeinde ist zwar fein, aber eigentlich zu klein, um die Kirche zu erhalten. Doch die Menschen haben die Kirchentür offen gehalten. Nun lernen hier unter der Woche junge Leute deutsch in Integrationskursen. Gerade jetzt bevölkern Kinder das Haus, sie sind zur Ferienbetreuung da. Die Gemeinde trifft sich natürlich auch. Versandete Kirche? Muss nicht sein. Das gilt übrigens auch für alle Häuser. Halten wir die Türen offen, darf Besuch kommen, laden wir jemanden ein – dann versanden die Eingänge nicht und auch nicht unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Wir müssen nur die Türen und Herzen offen halten.
Einen gesegneten Sonntag wünscht aus Eisenach Cornelia Biesecke.