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23.05.2017
Vertrauen heilt

Eigentlich hätte alles normal sein können. Ihr Leben: völlig in Ordnung. Verheiratet, Kinder, guter Job, Ehrenämter. Alles prima. Aber sie zog sich immer mehr zurück. Igelte sich ein. Erst unmerklich, dann immer deutlicher. Selbst die Kinder kamen nicht an sie heran. Schon gar nicht der Mann. Sie wollte nur allein sein. Aus dem Fenster schauen. Wollte, dass endlich Ruhe ist.
Du wirkst gefangen, sagt die Beraterin. Als würdest Du festgehalten. In einer alten Szene. Erst weiß sie nicht, wovon diese Beraterin redet. Langsam kommen aber die Erinnerungen zurück. Millimeterweise. Das Bedrängende. Der Geruch. Die blöden Sprüche. Und die Angst. Diese verheerende Angst. Er schnürt ihr wieder die Kehle zu. Sie will sich nicht erinnern. Es tat so mörderisch weh. Es waren drei Männer. Und die Frauen hatten zugeschaut und nicht geholfen.
Sie fühlt nichts. Sieht das alles von oben an.
So ist das, sagt die Beraterin. Da tritt man aus dem Körper heraus. So kann die Seele es überleben.
Da oben ist sie allein, zusammengekauert. Keiner hilft. Keiner hört.
Die Beraterin sagt: Du glaubst doch an Jesus. Ja. Dann schau: Er kommt jetzt zu dir da oben unter die Zimmerdecke. Er sieht dich.
Ihr schießen die heißen Tränen
Zum ersten Mal nicht allein in der Angst. Zum ersten Mal ist da jemand. Jesus hält ihre Hand.
Sie weint. Viele Stunden. Endlich alles raus. Endlich kann sie jemandem vertrauen.
Vertrauen heilt. Sola fide. Allein das Vertrauen.
Ulrike Greim, Weimar, evangelische Kirche


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