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05.09.2024
Wahrhaftigkeit

In Zeiten des Wahlkampfs suchen die Parteien und ihre Vertreterinnen und Vertreter unsere Nähe. Dann meist das Weite, dann heißt es: Jetzt lasst uns mal machen, wir machen das schon. Was sie machen wollen, haben sie ja vorher gesagt – im Walhkampf. Bloß, sie neigen dazu, mehr zu versprechen, als sie halten können. Das ist ganz normal, weil sie ja davon ausgehen, dass sie ganz allein regieren: Wenn wir an die Macht kommen, werden wir … Ha, das ich nicht lache. Eigentlich müssten sie dazusagen: „wenn wir überhaupt in den Landtag kommen, wenn wir jemanden finden, der mit uns koaliert und der dann will, was wir wollen.“ Wenn, wenn, wenn. Aber ich würde das nicht auf die Goldwaage legen, es ist Werbung.

Wenn aber das politische Spiel wieder anhebt, können wir Wahrhaftigkeit verlangen. Ich mag das Wort. Mir fiel jetzt wieder ein, dass zu DDR-Zeiten kirchliche Gruppen von Partei- und Staatsführung Wahrhaftigkeit verlangt haben. Darunter haben wir mehr verstanden als Wahrheit: dass uns kein X vor einem U vorgemacht wird, dass Probleme benannt, dass wir dabei nicht verschont werden, weil nur dann Lösungen gefunden werden können. Wurden wir jetzt im Wahlkampf eingeseift und haben uns einseifen lassen, braucht es jetzt: Wahrhaftigkeit. Was ist dran, was geht, was nicht? Wir sind erwachsen, wir können die Problemanzeigen hören, wir können auch verkraften, wo Politik unsicher ist, nicht weiter weiß. Wir können als Bürgerinnen und Bürger angesehen werden, als Verbündete. Wahrhaftigkeit ist das Schlüsselwort für die nächsten Wochen, für diese Wahlperiode.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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