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20.06.2024
Weltflüchtlingstag

Es war an einem lauen Abend, die Sonne war schon am Untergehen. Ich stand am Rand eines Bolzplatzes. Da spielten Kinder Fußball. Sie freuten sich, dass sie noch draußen sein durften, bald würden sie nach Hause gerufen werden. Umso lebhafter spielten sie: Ein Tor noch, nur noch ein Tor. Dann wurde es schnell dunkel – wie immer: in der Wüste.

Ich hatte das Flüchtlingslager Za‘atari besucht. Es liegt im Norden Jordaniens, einen Steinwurf nur von Syrien entfernt, in der Wüste. Eingerichtet wurde es vor zwölf Jahren für die syrischen Flüchtlinge, die vor dem Bürgerkrieg flohen. Erst Zelte, später Container. Hier leben: 85.000 Menschen, fast so viele wie in Jena. Mitten im Lager betreibt der Lutherische Weltbund seine Peace Oasis – seine Friedensoase, finanziert aus Spenden. Flüchtlinge arbeiten hier für Flüchtlinge. Es gibt einen Kindergarten, eine Nähwerkstatt, eine Secondhand-Station und – den Bolzplatz.

Ich frage mich, was aus den Kindern geworden ist, die ich damals erlebt habe. Immer noch dort – ist Islam Shdefat. Sie arbeitet in der Friedensoase und erzählt: „Ich werde heute zu Hochzeiten syrischer Paare eingeladen, mit denen ich gespielt habe, als Za‘atari aufgebaut wurde und wir noch Kinder waren.“

Heute ist Weltflüchtlingstag. Dieser Beitrag wird zehn Tage lang in der Mediathek des MDR stehen. Ich werde den Link zum jordanischen Büro des Lutherischen Weltbundes schicken – als ein Zeichen, dass wir diese Menschen nicht vergessen, ich nicht und Sie, die Hörerinnen und Hörer, bestimmt auch nicht. Gott, schütze die Kinder, die heute dort Fußball spielen.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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