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19.06.2024
Freundlichkeit

Freundlichkeit nährt deine Seele – heißt es in der Bibel. Ein schöner Satz. Wenn es nur so einfach wäre. Da fahre ich mit dem Fahrrad durch die Stadt – auf einem kombinierten Fuß- und Radweg. Und muss an drei älteren Frauen vorbei, die sind, alle drei, bestimmt 75. Die eine rastet aus, wie unverschämt es sei, dass hier Leute mit dem Rad fahren. Ich halte an und erkläre, dass ich verpflichtet bin, hier zu fahren, steht auf’m Verkehrsschild. Was ist bloß los. Solche Damen hätten einst gutes Benehmen als Unterrichtsfach geben können. Aber ich bin auch nicht besonders freundlich.

Am nächsten Tag fahre ich in Erfurt mit der Straßenbahn, steige in die leere Bahn und bin froh, meine Ruhe zu haben. Eine Station später steigt eine Schulklasse zu. Und die Stille steigt aus. Mir gegenüber sitzt mein Rucksack. Um mich herum alles Schüler, einige stehen. Also nehme ich den Rucksack vom Sitz. Da setzt sich ein kleiner Kerl, schaut mich an und sagt laut und deutlich: Danke. An der nächsten Station steigt ein alter Mann ein. Da springen zwei Mädchen fast gleichzeitig auf und bieten ihm ihren Platz an. Das es das noch gibt, denke ich und mache in Richtung der Mädchen den Daumen hoch. Da sagt eine, laut und vernehmlich: Danke.

Freundlichkeit nährt deine Seele. Wenn es nur so einfach wäre. Es ist soo einfach. Die Schulklasse auf ihrem Wandertag – alles Drittklässler aus einer Schule in Artern – hat es mir vorgemacht: Freundlichkeit nährt deine Seele.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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