14.03.2018
Autofasten

Er ist ein Morgenmuffel. Das war er schon immer.
Seit vier Wochen muss er jeden Morgen noch eine dreiviertel Stunde früher aufstehen. Anders schafft er es mit den Bahnanschlüssen nicht rechtzeitig zur Arbeit. Denn das hat er sich vorgenommen für diese Fastenzeit: Auto-Fasten, bis Ostern.
Irgendwie hatte es ihn schon vergangenes Jahr gereizt, da hatte ihm eine Kollegin davon erzählt. Und ihn auch aufmerksam darauf gemacht, dass es bei vielen öffentlichen Nahverkehrsbetrieben mittlerweile solche Fastenaktionen gibt. In seiner Region kostet das Fastenticket für 7 Wochen so viel wie sonst das reguläre Monatsticket.
Aber es geht ihm nicht um das Schnäppchen. Er sorgt sich um die Umwelt und will einen Beitrag dazu leisten, sie wenigstens für diese 7 Wochen weniger zu strapazieren. Und er will wissen wie sich das anfühlt: Langsamer zu leben, mehr Zeit einzuplanen, den Weg zur Arbeit und zurück als Zeit für sich selbst zu erleben, in der keiner etwas von ihm will, in der er Menschen wahrnehmen kann, seinen eigenen Atem übt, manchmal mit dem Nachbarn einen kurzen Schwatz hält oder seinen Träumen noch ein bisschen nachhängt.
 
Bisher hat er durchgehalten.
Er opfert etwas – und gewinnt dabei. Dieser Verzicht bereichert sein Leben.
Und er ist froh über seine Entscheidung. Das bestärkt ihn.
 
Ihnen wünsche ich das auch! Pfarrerin Elisabeth Wedding aus Jena


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