13.03.2018
Handy-Fasten

Ihre Enkeltochter ist jung, modern und technisch mit der halben Welt vernetzt. Immer, wenn sie zu Besuch kommt, hat sie irgendein technisches Gerät in der Hand. Wenn der Großvater ihr dabei über die Schulter schaut, ist er beeindruckt, wie schnell und wie einfach sie sich mit anderen Menschen verbindet, wie mühelos sie an Informationen kommt.
Die Großmutter hat da weniger Geduld. Jedes Mal gibt es Streit darüber, wenn alle zusammen am Tisch sitzen: wenigstens hier will sie ihre Ruhe von der Technik, die sie nicht mehr versteht. Wenigstens hier soll es Zeit und Raum für die Familie geben,  ohne Unterbrechung, um sich unterhalten und erzählen zu können. Wozu sieht man sich sonst?
Der letzte Besuch aber war anders. „Ich will mich doch von der Technik nicht bestimmen lassen“, erzählt die Enkelin beim Mittagessen. Sie will selbst entscheiden, wie sie ihre Zeit gestaltet. So verzichtet sie jetzt in der Fastenzeit für eine Woche komplett auf ihre Technik. Hat allen Freunden Bescheid gesagt und lässt ihr Smartphone ausgeschaltet.
Sie will sich sich auf das konzentrieren, was ihr Tag für Tag begegnet.
Dafür macht sie in dieser Zeit Fotos, mit ihrer alten Kamera, eines pro Tag. Hält einen Moment fest, der sie berührt. Heute sind es ihr Großeltern am Mittagstisch.
Sie verzichtet und gewinnt dabei -  An Bildern und an Leben.
Und auch die Großmutter gewinnt. Heute hat sie in ihrer Enkelin eine junge selbstbewusste Frau entdeckt. Das macht sie froh.
 
Eine gute Nacht wünscht Ihnen
Pfarrerin Elisabeth Wedding aus Jena.
 
 


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